AnfĂ€ngliche HĂŒrden ĂŒberwinden, ProduktivitĂ€t steigern 🚀

Es klingt paradox: Wird eine mobile Datenerfassung im Lager eingefĂŒhrt, werden die ersten FrĂŒchte oft außer­halb geerntet. Die Kommissionierung kann sich manchmal sogar verlang­samen – ein Umstand, der die Lagerleitung zuweilen verunsichert. Wir benennen drei hĂ€ufige Ursachen dafĂŒr, gefolgt von drei Tipps, die die Kommissionier-Geschwin­digkeit steigern.

von Marc Teuber

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Online-MarktplĂ€tze geben den Takt vor 🔗︎

Eine Einsicht, die die Mehrheit der Entscheider mittlerweile teilen dĂŒrfte: Im Zeitalter der Digitalisierung/Industrie 4.0 gewinnen die schnellen Unternehmen, die langsamen hingegen verlieren. Im Lager- und Logistikbereich geht es dabei vor allem um Liefer- und Daten-Geschwindigkeit. Um diesen Trend zu veranschaulichen, genĂŒgt ein Blick auf Online-MarktplĂ€tze wie Amazon und Zalando, die den Takt hier eindrucksvoll vorgeben. Schnelle Lieferungen, schnelle automatisierte Entscheidungen – das ist nur aufgrund stets aktueller Daten möglich.

Amazon war einer der ersten, der bereits vor vielen Jahren zeigte, wie schnell Bestellungen abgewickelt werden können. „Heute bestellt, morgen geliefert“ war kein vollmundiger Marketing-Slogan, sondern tatsĂ€chlich gelebte Lieferpraxis. Erreicht hat Amazon dies mit modernen, papierlosen Lager- und Logistikprozessen und mit schnellen, automatisierten Entscheidungen.

Heute erwarten nicht nur B2C-Kunden eine solche Liefergeschwindigkeit, sondern zunehmend auch Kunden aus dem B2B-Segment. Kein Wunder also, dass Unternehmen jeder GrĂ¶ĂŸenordnung und aus fast allen Branchen zunehmend gezwungen sind, ihren Service mit dem von Amazon & Co zu messen. In einigen Unternehmen sieht die RealitĂ€t – trotz EinfĂŒhrung einer neuen MDE-Lösung – jedoch anders aus.

Kommissio­nierung 🔗︎

Arbeitsgeschwindigkeit bleibt gleich oder wird langsamer 🔗︎

Eine Tatsache, die im Vorfeld der EinfĂŒhrung der neuen MDE-Lösung oft unter den Tisch fĂ€llt:

Eine neue MDE-Lösung macht Lager- und Logistikprozesse nicht automatisch schneller. Die ProduktivitĂ€t der Kommissionierung kann unverĂ€ndert bleiben oder sogar abnehmen. đŸ˜Č

Die nachfolgenden GrĂŒnde könnten das verursachen:

Ursache 1: Bestehende Prozesse bremsen die MDE-Lösung aus 🔗︎

In vielen Unternehmen sind die Prozesse ĂŒber Jahre gewachsen. Sie waren fĂŒr die mobile Datenerfassung schlicht nicht vorgesehen. Deswegen lĂ€sst sich die ProduktivitĂ€t nicht oder nur bedingt steigern. Damit eine MDE-Lösung aber wirklich zu einer deutlichen Steigerung der Leistung fĂŒhrt, mĂŒssen eventuell die Prozesse zuerst reorganisiert werden. Man kann in diesen FĂ€llen nicht digitale Lösungen mal eben drĂŒber stĂŒlpen und davon ausgehen, dass sich das gewĂŒnschte Ergebnis von alleine einstellt. Beispielsweise mĂŒssen Mitarbeiter in manchen großen Lagern Laufwege bis zu 20 Kilometer pro Schicht absolvieren und sind bis zu 75 Prozent ihrer Arbeitszeit „unterwegs“. Das kann am veralteten Lagerdesign oder an ungĂŒnstigen Lagerorten, die nicht an die neuen Anforderungen angepasst wurden, liegen. Hier verpuffen die Vorteile mobiler Lösungen schnell! Eine bessere Organisation, bei der z. B. die zehn Prozent der am hĂ€ufigsten gepickten Artikel, vorne ĂŒbersichtlich kategorisiert und sortiert liegen, kann Abhilfe verschaffen und die Arbeit mit MDE-Lösungen deutlich beschleunigen. Das Beispiel macht deutlich, dass entsprechende Fragen von Anfang an zwischen dem MDE-Anbieter und der Betriebs- bzw. Lagerleitung geklĂ€rt werden sollten, um böse Überraschungen im Nachhinein zu vermeiden.

Ursache 2: Technische Mindestvoraussetzungen werden nicht erfĂŒllt 🔗︎

Ein anderes weitverbreitetes Problem: Man konzentriert sich zu stark nur auf die Technik und FunktionalitĂ€t der neuen MDE-Lösung. Dabei spielen weitere technische Voraussetzungen mindestens eine genauso wichtige Rolle. Unter UmstĂ€nden kommen dann zusĂ€tzliche Ausgaben hinzu, zu den Lizenz-, Hard- und Dienstleistungskosten fĂŒr die neue MDE-Lösung. Auch verzögert sich deswegen der Zeitpunkt, an dem man in den Genuss der MDE-Vorteile kommt. Einige wichtige Punkte hierbei sind die WLAN-Abdeckung im Lager, Barcode-Auszeichnung der Artikel und Integrationstiefe zwischen der MDE-Lösung und dem ERP-System.

WLAN-Abdeckung ist schlecht 🔗︎

WLAN gehört zu den hĂ€ufigsten Technologien, die im Lager zur mobilen DatenĂŒbertragung eingesetzt werden. Eine MDE-Lösung kann jedoch erst dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn die WLAN-Abdeckung im Lager gut ist. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass Daten ununterbrochen und in Echtzeit fließen. Eine durchgehende WLAN-Verbindung ist jedoch in der Praxis nicht immer gegeben. GrĂŒnde dafĂŒr liegen in veralteten oder nicht genug leistungsfĂ€higen WLAN-GerĂ€ten und nicht zuletzt auch in der Beschaffenheit des Lagers. Befinden sich beispielsweise im Lager viele grĂ¶ĂŸere Metallregale, kann das die SignalstĂ€rke dĂ€mpfen.

Barcode-Auszeichnung ist mangelhaft 🔗︎

In anderen FĂ€llen ist die Barcode-Auszeichnung unzureichend. Barcodes fehlen dann beispielsweise an vielen LagerplĂ€tzen und Artikeln. Oder es werden ausschließlich 1D-Barcodes verwendet, die einen eingeschrĂ€nkten Informationsgehalt haben und eine höhere FehleranfĂ€lligkeit aufweisen. Hier könnte es sich lohnen, auf 2D-Barcodes umzusteigen: Sie können mehr Informationen speichern und sind selbst bei teilweisen BeschĂ€digungen noch lesbar. Bar­code ist somit nicht gleich Barcode. Es gibt grĂ¶ĂŸere Unterschiede, was deren Eignung fĂŒr verschiedene Einsatzzwecke angeht.

Ein falsches Integrationslevel mit dem ERP-System wird gewĂ€hlt 🔗︎

Ein ungeeignetes Integrationsniveau unterschiedlicher Software fĂŒhrt dazu, dass der Datenaustausch sich verzögert. Geschieht dieser Datenaustausch, z. B. aufgrund einer schwachen Integrationstiefe, mittels Batch-Processings zeitversetzt, können wichtige Vorteile schnell verpuffen. Technisch vorteilhaft ist es deswegen auch, wenn die MDE-Lösung in der gleichen Programmiersprache geschrieben wurde wie die ERP-Software. Dadurch kann eine enge Verzahnung zwischen beiden Software-Systemen hergestellt werden. In der Folge haben beide Lösungen die gleiche BenutzeroberflĂ€che und können Daten echtzeitnah austauschen. Beispielweise handelt es sich bei der MDE-Lösung DATCAP+ um ein solches Produkt, das in Dynamics 365 Business Central integriert ist und nahtlos kommuniziert.

Ursache 3: Zugewinne im Back-Office werden nicht berĂŒcksichtigt 🔗︎

Die grĂ¶ĂŸten Vorteile einer mobilen Datenerfassung sind anfangs oft nicht im Lager selber, sondern im Back-Office sichtbar. Mobile Datenlösungen werden beispielsweise eingefĂŒhrt, um DatenbestĂ€nde regelmĂ€ĂŸig zu aktualisieren. DarĂŒber hinaus, um eine bessere Aussagekraft aufgrund der Datenlage zu erreichen und in der Folge bessere Entscheidungen treffen zu können. Wenn die Kommissionierzettel automatisch ins ERP-System eingepflegt werden, weil die manuelle Datenerfassung entfĂ€llt, machen sich die Auswirkungen vor allem im Back-Office bemerkbar. Wird hierbei nur die Perspektive der Lagerverwaltung einbezogen, lĂ€sst sich der Investitionsnutzen einer neuen MDE-Lösung nur schwer erkennen.

Die zustĂ€ndigen Verantwortlichen sollten diese UmstĂ€nde berĂŒcksichtigen und sie sowohl an die Betriebs- bzw. LagerfĂŒhrung als auch an beteiligte Mitarbeiter kommunizieren. So vermeidet man EnttĂ€uschungen ĂŒber die neue Lösung, wenn die erhofften Einsparungen im Lagerbereich zunĂ€chst ausbleiben oder es sogar zwischenzeitlich zu MehraufwĂ€nden kommt. Das Blickfeld sollte hierbei vergrĂ¶ĂŸert und das Augenmerk daraufgelegt werden, was die Lösung auf lange Sicht fĂŒr das ganze Unternehmen bringt.

Sind die zuvor erwÀhnten Voraussetzungen erstmal geschafft, können folgende Tipps zu mehr Schwung bei der Arbeit verhelfen.

1. Mobile Datenerfassung tunen: akustische Signale beim Scannen 🔗︎

Der Umstand, dass ein Barcodescanner einen durchgefĂŒhrten Scan-Vorgang durch einen Signalton positiv oder negativ bestĂ€tigt, mag als unscheinbar erscheinen. Die Funktion kann jedoch ordentlich Zeit sparen und die Kommissionierung beschleunigen. Lagermitarbeiter blicken wĂ€hrend des Scannens in der Regel, um zu zielen, auf den Barcode und somit weg vom Scanner-Display. Wird der erfolgreiche Scan-Vorgang jedoch durch ein entsprechendes akustisches Signal bestĂ€tigt, ist es nicht mehr notwendig zur Kontrolle wieder auf das Scanner-Display zu schauen. Das spart vielleicht nur eine Sekunde pro Scan-Vorgang, aber die folgende grobe Berechnung sollte dennoch zum Nachdenken anregen:

Zeitersparnis nachgerechnet 🔗︎

Rechnet man mit einer Zeitersparnis von einer Sekunde pro Scan-Vorgang und mit 60 Artikeln pro Stunde, kommt man pro 8-Stunden-Schicht auf acht Minuten Zeitersparnis. Auf das Jahr gerechnet sind es dann etwa 34 Stunden (pro Monat, bei durchschnittlich 21 Arbeitstagen, spart man 2,8 Stunden). Monetarisiert man diese Zeitersparnis, wird dadurch jÀhrlich eine Summe im höheren dreistelligen Euro-Bereich pro Barcodescanner bzw. Lagermitarbeiter gespart.

Somit lĂ€sst sich allein durch eine solche Kleinigkeit, die Investition fĂŒr einen hochwertigen tragbaren Barcodescanner bereits nach einem Jahr zurĂŒckholen. Die Kalkulation basierte auf einem Arbeitstag mit einer Schicht. Bei Arbeitstagen mit zwei oder drei Schichten wĂŒrden sich die BetrĂ€ge entsprechend verdoppeln oder verdreifachen.

2. Mobile Datenerfassung tunen: Unterarm-/Ring-Scanner nutzen 🔗︎

Ein Ring-Scanner kann ebenfalls die ProduktivitÀt eines Lagermitarbeiters erheblich steigern. Im Unterschied zu herkömmlichen Barcodescannern wird er am Handgelenk bzw. am Finger befestigt.

Auf diese Weise bleiben beide HĂ€nde durchweg frei fĂŒr die Kommissionierung. Die Arbeitsleistung der Mitarbeiter kann dadurch deutlich wachsen. Deswegen sollte dieser Umstand von vorneherein berĂŒcksichtigt werden. Entscheidet man sich zunĂ€chst fĂŒr eine andere Lösung, ist der Wechsel im Nachhinein zumeist aufwĂ€ndig und teuer.

Barcode-Scanner am Handgelenk

3. Mobile Datenerfassung tunen: Hardware und Software optimal abstimmen 🔗︎

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Abstimmung der Scanner-Software auf die vorhandene Hardware. Oft ist die Hardware nicht optimal, sie ist entweder veraltet oder nicht leistungsfĂ€hig genug. Weiterhin kann die Tastatur oder der Griff fĂŒr die AufgabenerfĂŒllung ungeeignet sein. Die Tasten sind eventuell zu klein oder man entscheidet sich fĂŒr Touchscreens, bei Aufgaben, bei denen die Mitarbeiter oft in Handschuhen arbeiten. Ein anderes oft auftretendes Problem ist ein schwacher oder anfĂ€lliger Akku.

Hochwertige Hardware bietet Sicherheitspolster 🔗︎

Die Ursache fĂŒr Konflikte zwischen Hard- und Software kann manchmal auch an zu billigen Barcodescannern liegen. VerhĂ€ltnismĂ€ĂŸig gĂŒnstige GerĂ€te sind nicht generell schlecht. Wichtig hierbei ist jedoch den eigenen Bedarf und dessen Entwicklung ĂŒber den gesamten Lebenszyklus möglichst genau zu kennen und einschĂ€tzen zu können. Fehlen diese Kenntnisse oder die Zeit, sich mit der Sache ausfĂŒhrlich zu beschĂ€ftigen, ist es oft sinnvoll, gleich in eine hochwertigere Lösung zu investieren. Teurere GerĂ€te bringen zumeist mehr FunktionalitĂ€t und Robustheit mit sich, man ist somit auf der sicheren Seite. Frustrationen und Kosten im Zusammenhang mit einer vorzeitigen Neuinvestition lassen sich so spĂ€ter hĂ€ufig vermeiden. Die Hardware-Optionen sollten daher im Vorfeld ausreichend besprochen und ggf. Teststellungen bestellt werden. Denn es gibt einige Auswahlkriterien, die es zu beachten gilt.

Vorteile von Scanner-Masken, die sich gestalten lassen 🔗︎

Ein anderes Problem: Die Scanner-Software ist nicht optimal auf den Arbeitsprozess ausgerichtet. Beispielsweise sind die vorgegebenen Scanner-Masken viel zu umfangreich und kompliziert und lassen sich nicht anpassen. Vielleicht benötigt man auch eine Eingabemöglichkeit oder Wertanzeige, die in der StandardausfĂŒhrung nicht vorhanden ist. In solchen FĂ€llen sollte darauf geachtet werden, dass sich die Scanner-Masken nicht nur konfigurieren, sondern vollstĂ€ndig anpassen und designen lassen.


So be­rei­ten Sie Ihre Lager­pro­zes­se fĂŒr eine MDE-Ein­fĂŒhr­ung vor

Leistungssteigerungen, die man sich von der EinfĂŒhrung neuer MDE-Lösungen verspricht, werden nicht immer sofort realisiert. Oft sind daran auch die unter­liegenden Prozesse im Lager schuld. DarĂŒber hinaus bleiben Effizienzgewinne, die in angrenzenden Abteilungen oder im Backoffice entstehen, hĂ€ufig unbeachtet. Im folgenden Beitrag zeigen wir, worauf zu achten ist.

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So finden Sie den passenden Barcode-Typ

Barcodes sind schon lange im Lager nicht mehr weg­zu­denken. Sie tragen maß­geb­lich zur Datenerfassung bei und helfen, GĂŒter, Waren und Sendun­gen optimal zu ver­folgen. Doch Bar­code ist nicht gleich Barcode. Es gibt grĂ¶ĂŸere Unterschiede, was deren Eig­nung fĂŒr verschiedene Einsatzzwecke angeht. Wir erklĂ€ren, welche das sind.

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