Adäquater Schutz ist entscheidend
Barcodescanner sind ein wichtiger Bestandteil der Datenerfassung. Nach einer entsprechenden Investition geht man davon aus, dass sie eine lange Zeit halten. Die Überraschung und der Ärger sind dann groß, wenn die Geräte vorzeitig den Geist aufgeben. Eine häufige Ursache dabei ist ein unsachgemäßer Einsatz und mangelnder Schutz der Barcodescanner. Deswegen ist es wichtig, sich von vornherein Gedanken über einen adäquaten Schutz zu machen.
von Marc Teuber
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Die Auswirkungen der Digitalisierung sind in der Produktion, im Lager und in der Logistik immer deutlicher wahrnehmbar. Dabei kommt der stationären und schnell zunehmend auch der mobilen Datenerfassung besonders im Industrie 4.0-Zusammenhang eine wachsende Bedeutung zu. Denn Daten sind eine unabdingbare Voraussetzung sowohl für Industrie 4.0-Ansätze als auch für Digitalisierung im weiteren Sinne.
Sicher und zuverlässig 🔗︎
Speziell wenn Barcodescanner im Lager oder in der Fertigung eingesetzt werden, sind besondere Schutzanforderungen zu erfüllen. Die Gründe dafür sind, dass Lager- und Fertigungsräume sowie deren Umgebung oft raue Arbeitsbedingungen aufweisen:
- harte Betonböden
- hohe Staubbelastung
- stark schwankende Temperaturen
Deswegen ist es wichtig, sich von vornherein Gedanken über einen adäquaten Schutz zu machen. Im Bedarfsfall kann der Geräteschutz oft auch nachträglich verbessert werden. Außerdem sollte später auf ausreichende schützende Maßnahmen während des Gebrauchs geachtet werden.
Wir zeigen drei Wege, den Barcodescanner-Schutz zu erhöhen.
1. Auf IP-Schutzarten achten 🔗︎
IP-Schutzarten bestimmen, inwieweit sich Geräte für verschiedene Arbeitsbedingungen und Umgebungen eignen. Die Geräte werden dabei auf Widerstand gegen das Eindringen von Fremdkörpern, Staub und Wasser geprüft. Der Schutz erstreckt sich zwischen IP00 und IP69K. Die erste Kennziffer bezieht sich auf die Beständigkeit gegenüber Fremdkörpern wie Staub und Berührung, die zweite Kennziffer auf den Widerstand gegen Eindringen von Wasser. Grundsätzlich gilt, je höher die IP-Schutzartziffer, desto höher der Schutz. Beispielsweise bedeutet IP68, dass das Gerät höchste Anforderungen bei Staubdichtheit erfüllt, vollständig gegen Berührungen und dauerhaftes Untertauchen geschützt ist. Für den normalen Einsatz im Industriebereich werden jedoch schon Geräte angeboten mit Schutzbestimmungen ab etwa IP44.
IP-Schutzart vs. IP-Schutzklasse vs. IK-Stoßfestigkeitsgrad 🔗︎
In diesem Zusammenhang sollte man auch darauf achten, dass IP-Schutzart und IP-Schutzklasse nicht die gleiche Bedeutung haben, auch wenn sie oft so verwendet werden. IP-Schutzklassen informieren streng genommen darüber, inwieweit der Benutzer vor elektrischen Stromschlägen geschützt ist, wenn er elektrische Geräte benutzt. Die Schutzklassen beginnen bei IP0 und enden bei IP3. Bei IP0 besteht nur ein Basisschutz, IP3 bietet dagegen den höchsten Schutz der neben dem Basisschutz weitere Schutzmaßnahmen beinhaltet wie z. B. eine stärkere bzw. doppelte Isolierung. Darüber hinaus gibt es noch den IK-Stoßfestigkeitsgrad (IK 00 bis IK 10), der misst, wie widerstandsfähig ein Gehäuse gegen mechanische Beanspruchung ist. Der Widerstand gegen Schläge und Stöße spielt dabei eine herausragende Rolle.
Barcodescanner: sowohl für normale als auch für raue Einsätze 🔗︎
Das Schutzniveau industrietauglicher Barcodescanner beginnt heute etwa ab den Wert IP44. Sie sind dadurch grob gegen Wassereindringen geschützt. Darüber hinaus können sie zumeist Stürze aus einer Höhe zwischen einem und zwei Metern auf Betonböden überstehen. Robustere Barcodescanner erfüllen oft die IP65 oder IP68 Schutzbestimmungen und sind somit staubdicht sowie gegen stärkeres Strahlwasser, zeitweiliges oder sogar längeres Untertauchen geschützt. Auch Stürze aus Höhen, die etwas über zwei Meter liegen, verursachen dann meistens keine Schäden; dazu können die Geräte zumeist mehrere tausend Überschläge aus einer Höhe bis zu einem Meter überstehen.
Beispiele für Barcodescanner im Praxiseinsatz 🔗︎
Um den Schutz im Praxiseinsatz zu veranschaulichen, werden im Folgenden einige Barcodescanner-Modelle vorgestellt, die von DATACAP Kunden verwendet werden.
Zebra MC3300
Das Zebra MC3300 erfüllt die IP54 Schutzart und ist bis zur einer Sturzhöhe von 1,5 Metern vor Schäden geschützt. Darüber hinaus verfügt der Scanner über ein besonders bruch- und kratzfestes Display (Corning Gorilla-Glas).
Datalogic Memor 1
Ein weiteres Beispiel ist der Barcodescanner Datalogic Memor 1, der IP44 erfüllt und kontaktloses Laden ermöglicht. Auch wenn der Ladevorgang hierbei länger dauert, entfällt dabei gleichzeitig der Verschleiß der Ladekontakte, dazu schwindet der Kabelsalat.
Datalogic Skorpio X4 und Zebra MC9200
Barcodescanner von Datalogic Skorpio X4 sowie Zebra MC9200 sind für anspruchsvollere Arbeiten geeignet und erfüllen die IP64-Bestimmungen. Außerdem ist auch ein Schutz vor Stürzen auf harte Böden aus einer Höhe bis 1,8 Metern gewährleistet.
Zebra WT41N0
Der Zebra WT41N0 ist ein Ringscanner, der am Handgelenk befestigt werden kann. Beide Hände bleiben bei der Arbeit frei, die Produktivität wächst dadurch. Auch wenn Ringscanner vergleichsweise weniger robust sind, ist hierbei auch die Gefahr von Sturzschäden wegen deren Befestigung am Handgelenk geringer. Zebra WT41N0 verfügt dennoch über einen verhältnismäßig hohen IP54-Schutz und übersteht härtere Fälle aus 1,2 Metern.
2. Spezielle Schutzhüllen 🔗︎
Schutzhüllen: zusätzlicher Schutz, auch bei höheren IP-Schutzarten 🔗︎
Falls Barcodescanner nicht über genügend Schutz verfügen, können spezielle Schutzhüllen hierbei oft abhelfen. Unter Umständen lässt sich so auch die bestehende IP-Schutzart erhöhen oder erweitern. Generell sollte man bei Schutzhüllen jedoch vorsichtig sein: Sie bilden keine Einheit mit dem Gehäuse und sind mit ihm nicht fest verbunden. Die Schutzwirkung ist dadurch grundsätzlich schwächer als bei einem Schutz, der direkt im Gehäuse eingebaut wurde. Es gibt bei Schutzhüllen jedoch auch größere Unterschiede. Laut Angaben einiger Hersteller bzw. Anbieter können hochwertige Schutzhüllen in einigen Fällen die Schutzart IP65, IP67 oder sogar IP68 erfüllen. Inwieweit man sich auf diese Angaben ohne Weiteres verlassen kann, muss dann letztendlich jeder selber entscheiden.
Schutzhüllen & Barcodescanner: weitere Einsatzszenarien 🔗︎
Es sollte auch beachtet werden, dass Barcodescanner nach einer Reparatur oder einem anderen Eingriff, bei dem die Öffnung des Gehäuses notwendig wird, nicht immer das ursprüngliche Schutzniveau aufweisen können. In solchen Fällen eignen sich Schutzhüllen ebenfalls als Alternative und können die verloren gegangene Schutzwirkung (teilweise) wiederherstellen. In anderen Fällen bietet eine Schutzhülle zusätzliche Robustheit, die über diejenige der IP-Schutzarten hinausgeht. So kann eventuell eine bessere Abschirmung gegen Kälte gewährleistet und dadurch die Akkus bzw. Batterien geschont werden. Darüber hinaus auch die Bildung von Kondensation verhindert oder minimiert werden. Schutzhüllen und andere Schutzvorrichtungen sind deshalb unter Umständen auch für professionelle Barcodescanner mit höheren IP-Schutzarten sinnvoll. Beachten sollte man hierbei jedoch darauf, dass die Öffnungen in der Hülle mit denen am Barcodescanner-Gehäuse übereinstimmen. Es besteht auch die Gefahr, dass die Geräte nicht sachgerecht in die Hüllen eingesetzt werden und dadurch der Schutz verloren geht bzw. nur bedingt zum Tragen kommt.
Ein potenzieller Nachteil kann manchmal auch zum Vorteil werden: Schutzhüllen lassen sich wieder abnehmen. Bei technischen Eingriffen, die die Widerstandsfähigkeit des Gehäuses beeinträchtigen, entstehen dann keine oder geringere Auswirkungen auf das ursprüngliche Schutzniveau. Eine Schutzhülle kann auch kostengünstiger ersetzt werden als ein Barcodescanner-Gehäuse. Darüber hinaus bestehen weitere Vorteile: Hüllen schützen Kunststoffgehäuse vor UV-Strahlung; sie werden dadurch nicht spröde und rissig.
Neben professionellen Barcodescanner werden heute auch immer mehr Smartphones als Barcode-Scanner eingesetzt. Bei weniger anspruchsvollen Aufgaben können sie ihre Stärken ausspielen. Hier sind aber Schutzhüllen zwingend erforderlich, damit das Smartphone langfristig eingesetzt werden kann.
3. Weitere Aspekte 🔗︎
Laserstrahlen: Gesundheitsschäden vermeiden 🔗︎
Unter Umständen können Laserstrahlen von Barcodescannern eine Gefahr für die Augen darstellen. Der sachgemäße Gebrauch der Geräte und eventuell eigens dafür erstellte formelle Richtlinien, tragen somit indirekt auch zu deren Langlebigkeit bei. So wird verhindert, dass Barcodescanner im Gebrauch eingeschränkt werden oder schon vorzeitig in eine andere Technologie investiert werden muss. Deswegen ist es ratsam, einige Regeln zu beachten, damit die Qualität der Arbeitsleistung nicht leidet bzw. zusätzliche Kosten vermieden werden. So sollte vermieden werden, direkt in den Strahl zu blicken; kommt der Laserstrahl doch mal mit Augen in Berührung, sollten sie sofort geschlossen und der Kopf abgewendet werden. Außerdem ist darauf zu achten, dass der Laserstrahl nicht auf andere Menschen gerichtet wird.
Mobile Device Management-Lösungen verhindern Verlust und Diebstahl 🔗︎
Gerade beim Arbeiten auf großen Produktions- und Lagerflächen mit wechselnden Mitarbeitern kann es vorkommen, dass mobile Barcodescanner verlegt werden oder auf eine andere Weise abhandenkommen. In diesem Fällen kann ein Mobile Device Management (MDM) hilfreich sein und Geräte vor Verlust schützen. Dabei handelt es sich um eine Software, mit der sich der Funktionsumfang aller im Betrieb befindlichen mobilen Barcodescanner verwalten sowie ihr Ort bestimmen lassen.
Auswahlkriterien, die es zu beachten gilt
Einerseits erwarten Kunden schnellere Lieferungen, andererseits bringt die Variantenvielfalt und Miniaturisierung für die Logistik und Lagerwirtschaft große Herausforderungen. Der mobilen Datenerfassung kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu. Vor diesem Hintergrund diskutieren wir, worauf es bei der Auswahl eines Barcode-Scanners ankommt.
Smartphones vs. professionelle MDE-Geräte
Neben professionellen MDE-Lösungen werden heute immer mehr Smartphones als Barcode-Scanner eingesetzt. Bei weniger anspruchsvollen Aufgaben können sie ihre Stärken ausspielen. Mit steigenden Anforderungen verblassen ihre Vorteile jedoch zunehmend – bis sie den Stab an professionelle MDE-Geräte übergeben müssen. Am Ende zählt eine sorgfältige Abwägung.